Aktualisierung vom 16.07.2014: Ein paar Gedanken und Infos für künftige Touren nach Jan Mayen und auf den Beerenberg, die mir im Laufe der Jan Mayen Expedition 2014 in den Kopf kamen.
Wenn man 1600 Meter hoch gewesen ist auf einem 2277 Meter hohen Berg, freut man sich dann das ziemlich einmalige Erlebnis, hoch oben auf dem nördlichsten Vulkan über Wasser der Erde zu sein, mit freiem Blick auf Gipfel, Gletscher und die Hügelketten des südlichen Inselteils? Oder ist man enttäuscht, weil man eben nicht ganz oben war? Zählt das Erreichen des Gipfels oder der Blick auf die Landschaft aus der Nähe? Letztlich muss es jeder selber wissen, es ist keine Frage der Rationalität, sondern des Empfindens. Da der Beerenberg aber seine Anziehungskraft aber auch schon auf Teilnehmer künftiger Touren wirken lässt, möchte ich hier noch einmal auf ein paar Punkte hinweisen, die wichtig sind. Auch wenn sie schon lange an entsprechenden Stellen nachzulesen sind für alle, die es interessieren sollte.
Beerenberg-Expeditionen von Mitgliedern der Station starten üblicherweise ebenfalls im Ekerolddalen. Diese Tabelle gibt ein paar Zeiten wieder. Wir haben zum Nunatakken ca. 8,5 Stunden gebraucht und waren somit langsamer. Die entscheidenden prinzipiellen Unterschiede sind natürlich: Die Stationsmitglieder können in aller Ruhe auf das beste Wetter ihrer Saison warten und dann mit dem Auto ins Ekerolddalen oder zur Nordlagune fahren, um dort ausgeruht zu starten, während wir dann bereits einen langen Marsch und ein wenig erholsames Bivac hinter uns haben. Ein paar Beispiele über den zeitlichen Verlauf von Beerenberg-Expeditionen durch Mitglieder der norwegischen Station:
Datum | Stunden bis Nunatakken (unser Umkehrpunkt) | Bis Gipfel | Komplett |
15. Juli 1992 | ? | 9 | 16 |
17. Juli 1998 | 6,5 | 10 | ? |
20. Mai 2007 | 5,5 | 9,5 | 14 |
18. März 2008 | ? | 11 | 17 |
? | ? | 8 | 12,5 |
26. Februar 2006 | ? | 9 | 13 |
10. März 2014 | ? | 12 | 17,5 |
16. März 2009 | 7 | 11 | 15,5 |
Durchschnitt | 6,3 | ~10 | 15 |
Im Juni bieten wir eine seltene Gelegenheit an, Jan Mayen intensiv kennenzulernen und dabei möglicherweise auch den Beerenberg zu besteigen. Der Beerenberg ist der nördlichste aktive Vulkan über dem Meeresspiegel, sein vergletscherter Vulkangipfel ragt luftige 2277 Meter über die Brandung auf. Wer den Beerenberg nicht besteigen will oder kann, hat Gelegenheit zu einer Reihe langer Streifzüge und Exkursionen zu Zielen, die vom Basislager (Kvalrossbukta) aus zu Fuß erreichbar sind.
Die logistische Basis wird ein Segelboot sein, dass uns von Island nach Jan Mayen bringt und anschließend wieder zurück. Auf Jan Mayen planen wir einen etwa einwöchigen Aufenthalt in einem Camp in der Kvalrossbukta. Durch die Größe des Segelbootes wird die Anzahl der Teilnehmer einschließlich Guides auf etwa 10 begrenzt sein.
Auf Jan Mayen möchten wir zwei Möglichkeiten anbieten: Wer will und hinreichend sportlich ist, wird bei ausreichend gutem Wetter die Möglichkeit haben, einen Versuch zur Besteigung des Beerenberg zu machen. Eine genauere Beschreibung der sportlichen Anforderungen wird im Frühjahr 2013 an dieser Stelle erscheinen. Darüber hinaus bietet Jan Mayen aber auch unterhalb des Beerenberg viel Faszinierendes, und dem wird sich eine zweite Gruppe widmen: Details einer arktischen Insel, von der vulkanisch geprägten Landschaft über sichtbare Reste der Geschichte und treibholzbedeckte Strände bis hin zur spärlichen, lokal aber farbenfrohen Flora, die von Moosen und Flechten geprägt ist.
Hier ein paar Bilder von Sigurdurs letztem Aufstieg auf den Beerenberg:
Klicken Sie auf die Bilder, um eine vergrößerte Darstellung des Bildes zu erhalten.
Logistische Ausgangsbasis aller Aktivitäten an Land ist das Camp in der Kvalrossbukta. Nach neuerer norwegischer Gesetzgebung sind Zeltlager an anderen Stellen außer Kvalrossbukta und Stationsgelände nicht mehr erlaubt. Dasselbe gilt für Anlandungen mit Booten.
Jeder Interessent* erhält vor einer Buchung zunächst einen Fragebogen. Der Veranstalter behält sich vor, nicht geeignete Teilnehmer* von der Teilnahme am Landaufenthalt auszuschließen.
*nicht nur jeder Interessent, sondern auch jede Interessentin, und dasselbe gilt für Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Die ausschließliche Verwendung der männlichen Form dieser und ähnlicher Vokabeln dient der sprachlichen Vereinfachung und soll Interessentinnen nicht vom Weiterlesen oder gar von der Teilnahme abhalten!
Voraussetzung zum Versuch, den Beerenberg zu besteigen, ist sehr gute körperliche Fitness – wir wollen immerhin von Meereshöhe an einen 2277 Meter hohen, vergletscherten Vulkan besteigen. Dabei ist mit Wind und Wetter sowie mit einem längeren Anmarsch vom Basislager zum Beginn des Aufstiegs und zurück zu rechnen.
Auf vergletschertem Gebiet erfolgt der Aufstieg in Seilschaften, da auch mit potentiell gefährlichen Gletscherspalten zu rechnen ist. Technisch schwieriges Bergsteigen ist nicht erforderlich, um den Gipfel zu erreichen, entscheidend ist die Kondition. Der Aufstieg wird von einem bergtechnisch versierten Guide begleitet. Eine bergsteigerische Ausbildung ist für die Teilnehmer somit nicht erforderlich, gute Kondition und ausgeprägte Wanderfreudigkeit sind aber unabdingbar.
Da wir für die Zeit des Landaufenthalts von der Außenwelt abgeschnitten sind, ist beste Gesundheit selbstverständlich Voraussetzung. Im Fall medizinischer Notfälle ist Hilfe kurzfristig nicht verfügbar. Selbst innerhalb von Tagen können das Eintreffen von Rettungskräften und eine Evakuierung Erkrankter oder Verletzter nicht garantiert werden. Derartige Operationen gehen von Island oder Norwegen aus und sind auf Jan Mayen nur eingeschränkt möglich und mit hohem zeitlichen, logistischen und finanziellen Aufwand verbunden. Ohne gute Gesundheit und die Absicherung verbleibender Risiken durch eine entsprechende Versicherung geht es nicht!
Die Wetterbedingungen auf Jan Mayen sind extrem. Im Juni sind die Chancen auf ausreichend ruhiges Wetter zur Durchführung des Unternehmens gut, aber schlechtes Wetter kann das Fortkommen im Gelände – insbesondere in größerer Höhe, aber auch in Meereshöhe – zu einer Herausforderung machen, uns möglicherweise auch für eine Weile, im Extremfall sogar für Tage, ins Zelt bannen. Es gibt keine Garantie, dass der Gipfel des Beerenberg tatsächlich erreicht wird – wenn der Wettergott will, kann er es verhindern. Dazu müsste er aber schon äußerst schlecht gelaunt sein.
Ausrüstung zur Sicherung im Gletschergelände und fürs Camp wird gestellt. Mitzubringen sind persönliche Ausrüstung und Bekleidung. Eine Liste zur Orientierung finden Sie unten, eine detaillierte Liste erhalten die Teilnehmer rechtzeitig für der Fahrt. Soweit Gepäck und Ausrüstung an Land transportiert werden müssen, geschieht dies zu Fuß. Die zu tragende Last wird dabei auf allen vorhandenen Schultern verteilt.
Sprache. Die Expeditionsgruppe wird international zusammengesetzt sein, so dass wir englisch sprechen werden.
Die Liste dient der unverbindlichen Übersicht. Eine detaillierte Liste insbesondere der mitzubringenden Ausrüstung erhalten die Teilnehmer vor der Tour.
Gestellt werden:
Mitzubringen sind:
Seile sind vorhanden.
Etwa 10 Personen, einschließlich 2 Guides.
Wenn Sie mehr wissen wollen, wenden Sie sich bitte gerne an mich (Kontakt).
Alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen, Änderungen und Irrtum sind aber vorbehalten.